Gibellina – Moderne Kunst trifft sizilianische Kleinstadt

 

Die trauen sich was, denke ich, als ich nach Gibellina Nuova hineinfahre. Eine Stadt voller moderner Kunst erwartet mich – aber auch eine Stadt, aus der das Leben gewichen ist. Das Zentrum bildet ein wirklich riesiger Platz, dessen Begrenzungsmauern mit zig Banknischen versehen ist, eigentlich eine Piazza zum schlendern und plaudern.

Doch das tut hier niemand, viel zu weitläufig und unattraktiv wurde der Platz gestaltet, mögliche Räume für Geschäfte liegen hinter der Mauer verborgen. Hier stellt keine Bar ihre Tische auf.

 

Die riesige Piazza von Gibellina
Die riesige Piazza von Gibellina

 

Gibellina - 'Il meeting', entworfen von Pietro Consagra, als Museum gedacht, ist heute eine moderne Bar.
"Il meeting", entworfen von Pietro Consagra, als Museum gedacht, ist heute eine moderne Bar

 

Gibellina - Die Kirche 'La grande sfera' mit arabisch anmutender Kuppel
Die Kirche "La grande sfera" mit arabisch anmutender Kuppel

 

Das alte Gibellina Vecchia liegt 18km entfernt und wurde 1968 bei einem schweren Erdbeben vollständig zerstört. Die Reste wurden – im Zeichen der Kunst – unter einem Leichentuch aus Beton begraben, man kann es heute besichtigen und bekommt einen Eindruck von der Enge der Gas­sen, wie man sie in vielen mittelalterlich geprägten sizilianischen Städ­ten findet. Dagegen ist das neue Gibellina luftig, großzügig und grün - aber nicht belebt.

 

Gibellina - Ein schöner Garten umrahmt die schroffe 'Chiesa di Gesù e Maria'
Ein schöner Garten umrahmt die schroffe "Chiesa di Gesù e Maria"

 

Somit hat nicht nur ein Erdbeben die Stadt getroffen, sondern auch die Moderne Kunst hat so einen Einschnitt gebracht, dass viele Menschen die Stadt verlassen haben. Zu wenig wurden sie nach ihren Bedürfnissen gefragt, als das Projekt umgesetzt wurde. Dabei war die Idee, eher die Utopie, wirklich bemerkenswert – gebaut werden sollte das neue Gibel­lina auch als Zeichen gegen Bürokratie, Korruption und Mafia.

Berühmte Künstler und Architekten gestalteten mit oder spendeten Kunst­werke, unter ihnen auch Joseph Beuys und Renato Guttuso. Dieses brachte der Stadt die höchste Dichte an moderner Kunst in Italien. Viele Werke sind im Museo d'Arte Contemporanea von Gibellina ausgestellt und einige findet man auch in den Straßen.

 

Gibellina - Straßenkunst 'rosa'
Straßenkunst "rosa"

 

Gibellina - Straßenkunst 'blau'
Straßenkunst "blau"

 

Ich mag moderne Kunst, wenn sie mich zum Lachen oder im besten Fall sogar zum Staunen bringt. In Gibellina wechseln sich erfreuliche Anblicke ab mit echten Gruseleffekten. Aber entscheidet selber und fahrt unbe­dingt hin - Gibellina ist einzigartig.

Den Ausflug nach Gibellina könnt ihr prima von diesen Urlaubsorten aus starten:


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Kommentare

Frank Andree hat gesagt…
Toller Blog, weiter so

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