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Gibellina – Moderne Kunst trifft sizilianische Kleinstadt

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  Die trauen sich was, denke ich, als ich nach Gibellina Nuova hineinfahre. Eine Stadt voller moderner Kunst erwartet mich – aber auch eine Stadt, aus der das Leben gewichen ist. Das Zentrum bildet ein wirklich riesiger Platz, dessen Begrenzungsmauern mit zig Banknischen versehen ist, eigentlich eine Piazza zum schlendern und plaudern. Doch das tut hier niemand, viel zu weitläufig und unattraktiv wurde der Platz gestaltet, mögliche Räume für Geschäfte liegen hinter der Mauer verborgen. Hier stellt keine Bar ihre Tische auf.   Die riesige Piazza von Gibellina   "Il meeting", entworfen von Pietro Consagra, als Museum gedacht, ist heute eine moderne Bar   Die Kirche "La grande sfera" mit arabisch anmutender Kuppel   Das alte Gibellina Vecchia liegt 18km entfernt und wurde 1968 bei einem schweren Erdbeben vollständig zerstört. Die Reste wurden – im Zeichen der Kunst – unter einem Leichentuch aus Beton begraben, man kann es

Der Schafstall des Paten – Die vorletzte Unterkunft des Mafiabosses Bernardo Provenzano

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  Das Nebengebäude des Schafstalls in der Nähe von Corleone scheint unbewohnt - doch irgendetwas geht dort vor. Angehörige der Mafia­familie Provenzano werden gesichtet und der Stromzähler dreht sich. Seit Jahren wird die noch in Corleone lebende Familie Provenzano observiert, denn man ist sich sicher, dass diese Kontakt zum abgetauchten Capo hält. Der Weg eines Plastikbeutels, der immer wieder aus dem Haus der Familie gebracht wird und dorthin zurückkehrt, führt schließlich auf die Spur. Verlässt darin saubere Wäsche das Haus und schmutzige kommt zurück? Als aus der Tür des vermeintlich verlassenen Stalls eine Hand nach diesem Beutel greift wissen die Fahnder, dass sie am Ziel sind. Hier hält er sich auf, der Boss der Bosse – Bernardo Provenzano, Spitzname "Der Traktor", seit 43 Jahren auf der Flucht.     Provenzano war der letzte Kopf der corleoneser Mafia , die im soge­nannten zweiten Mafiakrieg die Macht über die sizilianische Mafia "Cosa Nostra&q

Die Vulcanelli von Macalube auf Sizilien – Kühle Grüße aus dem Erdinneren

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  Vulkanismus auf Sizilien – da denkt man sofort an den Ätna. Dieser aktive Gigant tut das, was wir gemeinhin von einem Vulkan erwarten: Er spuckt Lava, stinkt nach Schwefel und erzeugt um sich herum eine faszinierende Mondlandschaft. Aber es gibt noch einen anderen Vulkan-Typ auf Sizilien – die kleinen Schlamm-Vulkane von Macalube, "Vulcanelli" genannt. Man findet sie ca. 7 km nördlich von Agrigento , nahe dem Ort Aragona. Ich war gespannt, was für ein Anblick mich erwartete, als ich mich auf den Weg in das Naturschutzgebiet machte. Ein Schotterweg führt einige hundert Meter vorbei an hügeligen Feldern und binnendünen-ähnlichen Sandhügeln. Noch ist nichts Ungewöhnliches zu sehen und zu hören, dann jedoch verändert sich der Boden und wird grau und uneben und dann steht man auf einem weitläufigen Hügel getrockneten Schlamms – unwirklich anmutend inmitten einer fruchtbaren Landschaft. Die Verursacher kann man jetzt sehen und mit etwas Glück auch hören: Die um einen

La Coppola Storta – die "schiefe Kappe" - von der Mafia-Kopfbedeckung zum Modeaccessoire

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  Die typische sizilianische Schirmmütze, genannt "Coppola", war bis in die 50er Jahre bei allen Sizilianern beliebt, wurde dann aber mehr und mehr zum Erkennungsmerkmal der Mafiosi. Viele Sizilianer ließen daraufhin die Mütze im Schrank und die Hutmacher mussten die Geschäfte zusperren. Ende der 90er Jahre macht sich Guido Agnello daran, der Mafia die Coppola vom Kopf zu reißen und sie wieder gesellschaftsfähig zu machen. Unterstützt wurde er hierbei von der Stiftung "Fondazione Pallazzo Intelligente", die es sich zur Aufgabe gemacht hat, aus- sterbende Handwerkstraditionen und damit auch die Wirtschaft auf der Insel wiederzubeleben – die Firma "La Coppola Storta" wurde gegründet. Um die Produktion der Coppola in Sizilien wieder starten zu können, musste das Handwerk bei einem der letzten "Coppolari" Siziliens erst wieder neu gelernt werden. Ausgerechnet in San Giuseppe Jato, einer Hochburg der Mafia, wurde mit der Herstellung be

Mückenschutz – Mythen und Wahrheiten

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  Gleich vorweg – die meisten Theorien rund um das, was Mücken fernhalten soll, stimmen leider nicht. Es hilft kein Knoblauch, kein ätherisches Öl, kein Ultraschall und Menschen mit "süßem Blut" haben auch nichts zu befürchten. Was Mücken wirklich anzieht ist das, was wir leider nicht verhindern können: unser Körpergeruch, diese spezielle Mischung aus Milch-und Fettsäuren, die wir trotz Duschen und Cremen abgeben und gerade die nachtaktiven Arten – unsere Stechmücken – fliegen auch auf das Kohlendioxid, das wir ausatmen. Deshalb schwirren uns die Viecher auch zielgerecht vor dem Gesicht herum, wenn wir schlafen wollen.   Jetzt habe ich in der neusten "Zeit Wissen"-Ausgabe gelesen, dass es den Verdacht gibt, Menschen mit Alkohol im Blut seien für Mücken anziehend, man ist gerade am forschen (an Probanden herrscht übrigens kein Mangel). Liebe Mücken, ich lasse mir das abendliche Glas Wein unterm Sternenhimmel nicht vermiesen! Ich setze auf das, wa

Sizilianische Sommerwanderung im Schatten – der Wald von Ficuzza

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  Im Sommer steht auf Sizilien natürlich vor allem Baden auf dem Programm oder im Schatten vor einer Bar eine Granita löffeln. Wem dennoch nach ein wenig Bewegung ist, dem empfehle ich eine Wanderung durch die schattenspendenden Wälder des Bosco della Ficuzza . Befestigte Wege führen über ca. 300 Höhenmeter durch das ausgedehnte Naturschutzgebiet, das früher einmal dem Bourbonenkönig Ferdinand IV (1751 – 1825) als Jagdrevier diente. Der König setzte sich zur Jagd übrigens einfach auf seinen in einen Felsen geschlagenen Hochsitz, dem "Pulpito del Re", und ließ sich das Wild vor die Flinte treiben. An der Lichtung, auf der diese steinerne "Kanzel des Königs" heute noch steht, kommt man auf der Wanderung vorbei. Das Jagdschloss "Casina Reale di Caccia" existiert ebenfalls noch, es werden Führungen angeboten.   Während der Wanderungen begegnet man immer wieder durch die Wälder streifenden Kühen, mit großer Glocke um den Hals und noch im Besitz

Der Papst rief und die Normannen eroberten Sizilien

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  Um 1071 hatte der Normanne Robert Guiscard seinen mit Papst Nikolaus II abgesprochenen Deal erfüllt – die arabische Eroberung Siziliens war Geschichte, Byzanz hatte auch nichts mehr zu melden und der Vatikan bekam die Lehenshoheit über Sizilien zurück - dafür durften die Normannen unter Roger I, dem Bruder Robert Guiscards, die weltliche Herrschaft übernehmen. Wie bei allen Eroberungen ging es auch hier blutig zu, aber nach einer gewissen Zeit stellten sich die normannischen Herren als für damalige Zeiten erstaunlich tolerant heraus. Die Normannen gewährten Freiheiten und nutzten die Kenntnisse der einheimischen arabischen, jüdischen, griechisch-orthodoxen und lateinisch-christlichen Bevölkerung in Sachen Verwaltung und kulturellen Fähigkeiten. Für uns heute besonders eindrucksvoll ist die Verschmelzung von arabischer, byzantinischer und normannischer Baukunst, wie wir sie in Palermo aber auch in Cefalù bewundern können. Wer vor der normannischen Kathedrale von Cefalu s

Tierisches aus Sizilien

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Wenn man in Sizilien auf der Terrasse sitzt, schaut hin und wieder ein Tier vorbei. Einige meiner geschuppten, gepanzerten, gefiederten und befellten Besucher möchte ich euch vorstellen. Eidechsen sind erstaunlich reviertreu. Dieser Freund inspiziert jeden Nachmittag die Ameisenlage auf der Terrasse. Die dicken Geckos sind wesentlich seltener zu sehen, gut getarnt und sehr scheu. Diese große Heuschrecke landete mit einen Riesengetöse auf meinem Sonnenhut – eine tolle Gelegenheit, so ein schönes Insekt mal von Nahem zu betrachten. Möwen gehören auch auf Sizilien zu Meer und Küste und erzeugen den typischen Seasound. Kater "Romeo" hat mich einige Tage umworben. …. und manchmal kommen Delfine vorbei, großartige Momente! Urlaub auf Sizilien Ferienwohnungen Palermo  - Die spannenste Stadt Italiens Cefalù  - Urlaub an langem Strand Bagheria  - Urlaub direkt am Meer Santa Flavia  - Zwischen Bergen und Meer

Die Castelli Zisa und Cuba – Arabisch-normannische Baukunst in Palermo

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  Habt ihr im Zusammenhang mit Sizilien schon mal von Zisa und Cuba gehört? Wer Palermo besucht , sollte sich diese beiden von Normannen-Königen im 12. Jahrhundert gebauten Schlösser nicht entgehen lassen, denn sie sind ein großartiges Zeugnis für das Verschmelzen von Kulturen und das Zusammen­fließen verschiedener Baustile. Die Normannen haben gerne arabische Baumeister beschäftigt , denn diese kannten sich aus mit kühlen­der Architektur in sommerheißen Gegenden – so wurden die Castelli außen normannisch-cool gestal­tet und innen arabisch klimatisiert. Eine geschickte Belüftungstechnik leitete warme Luft zur Abkühlung in einen Brunnensaal, wo immer Wasser floss. Das Castello della Zisa (abgeleitet aus dem arabi­schen al-'azīz = glanzvoll) ist der besser erhaltene Palast, der innen und außen umfangreich restauriert wurde. Der Brunnen plätschert noch und viele ara­bische Stilelemente wie die stalaktitenartigen Wand­verzieru

Tauchen in Sizilien – The Big Blue

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  Sizilien ist nicht nur an Land ein Erlebnis sondern auch unter Wasser. Rund um Sizilien kann man im Urlaub tauchend die versunkene antike Vergangenheit entdecken. Beim archäologischen Tauchen auf markierten Unterwasserpfaden sieht man Schiffswracks und Amphoren, die ihren Bestimmungsort nie erreichten, weil sie in einer der Schlachten untergegangen sind, mit denen uns unsere Geschichtslehrer einst quälten und über die wir jetzt zu gerne mehr wissen würden. Eines der schönsten Tauchreviere des Mittelmeers befindet sich bei der Insel Ustica vor der Küste von Palermo , und sehr gut erreichbar mit einer schnellen Tragflügelfähre. Hier befindet sich Italiens erstes Unterwassernaturschutzgebiet mit einer unglaublich reichen Flora und Fauna. Bei Punta Gavazzi gibt es ein archäologisches Unterwasser-Museum zu ertauchen und bei Punta Falconiera einen archäologischen Unterwasserpfad, den dieses Video zeigt: Weitere archäologische Pfade rund um Sizilien zeigt dieses Video: Übrigens

La cucina siciliana – die sizilianische Küche

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  Sizilien ist nicht nur der Ort, wo ich am liebsten bin – sondern auch am liebsten esse und koche. Wer einmal über die palermitanischen Märkte wie z.B. die Vucciria geht oder an einer mit morgens geerntetem Gemüse beladenen Ape vorbeikommt, möchte nur noch die Taschen voll laden und sich selber an den Herd stellen. Man kann Gemüse entdecken, das man bei uns nicht kennt, zum Beispiel "Tenerume". Das sind die Blätter und Ranktriebe einer besonderen Zucchini-Art und daraus wird eine Nudelsuppe gekocht, das Rezept findet ihr auf der Seite Nudelsuppe mit Tenerume .     Ich habe das Glück, dass ich bereits mehrere Kochkurse der Sprachschule Solemar Sicilia bei Maria Carnevale besuchen konnte. Maria ist Sizilianerin und bewahrt einen großen Schatz an traditionellen sizilianischen Rezepten. Zum gemeinsamen Kochen trifft man sich auf der großen Terrasse in Mongerbino, schenkt schon mal ein Glas Wein ein und schnippelt und brutzelt draussen in der Aussenküche. Derweil

Wandern auf Sizilien – mit dem Wanderführer von Peter Amann

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  Als ich das erste Mal nach Sizilien fuhr, habe ich mich nur für das Meer interessiert. Meine Ferienwohnung lag direkt über der Felsenküste von Mongerbino , einfach traumhaft. Unterhalb der Terrasse schlug die Brandung an die Felsen und ich habe dort tagelang in der Sonne gesessen und auf die Bucht von Palermo geguckt , Delfine beobachtet, der Fähre nach Genua hinterhergeschaut, den Seglern zugewunken. Ich bin die Treppe zum Felsplateau runtergestiegen, habe die Füße ins Wasser gesteckt, die Krabben aufgescheucht oder bin weit rausgeschwommen. Morgens fiel mein erster Blick durch die riesige Panoramascheibe des Schlafzimmers auf den Monte Pellegrino am äußeren Ende der Bucht von Palermo. Und mit dem Aufstieg auf Palermos Haus-Berg sollte meine nächste Sizilien-Leidenschaft entstehen – das Wandern auf kleine Hügel und größere Berge. Das fantastische auf Sizilien ist, dass man bei vielen Wanderungen beides im Blick hat – Berge und Meer. Ich möchte euch den meiner Meinung n

Sizilien verstehen – meine Artikelsammlung zu sizilianischen Themen

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Sizilien – das ist mehr als Mafia, Müll, Madonna, viel mehr! Faszinierendes Sizilien, wie erträgt es seine wechselvolle Geschichte, die Zumutungen der Mafia, wie begegnen wir Reisende den Widersprüch­lich­keiten dieser wunderschönen Insel? Im Laufe meiner Reisen nach Sizilien habe ich mir viele Fragen über die Sonnen-Insel gestellt. Die Recherchen zu einigen Themen fielen recht umfangreich aus und ich habe daraus längere Artikel gemacht und unter dem Motto "Sizilien verstehen" auf Wordpress veröffentlicht. Dieses Logo führt euch dahin: Hier eine kurze Übersicht über die bisher erschienen Themen: Sizilien – Geschichte, Küche und Klischees Die Geschichte Siziliens Ein kurzer Blick auf eine lange Geschichte – mit vielen Videos, die die sizilianische Geschichte lebendig machen. Sizilianische Küche Eine kleine Einführung in die bodenständigste und abwechslungsreichste mediterrane Küche.   Sizilien jenseits der Klischees Die unbekannte Seite von

Begebt euch auf die Spuren des Limonenhauses – eine literarische Sizilienreise

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  Dunkles Familiengeheimnis unter sizilianischer Sonne - die Schriftstel­lerin Stefanie Gerstenberger hat mit " Das Limonenhaus " einen spannen­den Roman geschrieben, der uns zu interessanten Schauplätzen auf Sizilien führt: Bagheria - die 'Stadt der Villen' , in der palermitanische Adlige großartige und auch ungewöhnliche Barockvillen gebaut haben, wie die Villa Palagonia mit ihren kuriosen Figuren:   Santa Flavia und das Fischerdorf Porticello , wo irgendwo am Meer das 'Limonenhaus' steht:   Die Märkte Palermos - entstanden aus der Tradition arabischer Basare und auch heute noch ein farbenprächtiges, sinnenfrohes Erlebnis:   Stefanie Gerstenberger wird aus ihrem neuen Sizilien-Roman " Oleander­regen " lesen und sicherlich einmalig ist die Gelegenheit, von älteren Sizilianerinnen etwas über die "fuitina" zu erfahren. Was es damit auf sich hat, erfahrt ihr aus dem Buch – es lohnt sich! Urla