“Libera Terra” - Landwirtschaft auf von der Mafia befreitem Land

Viele denken (leider) sofort an Mafia, wenn sie Sizilien hören. Ich habe hier vor Jahren einen hoffnungsvollen Blick auf das Verschwinden der Mafia geworfen. Heute möchte ich euch die erfolgreiche Anti-Mafia-Initiative “Libera Terra” vorstellen.

Zunächst ein kurzer Blick zurück auf den Niedergang der sizilianischen Mafia, der sich an einigen Schlüsselereignissen festmachen lässt.

1986 - Es gelingt den beiden mutigen Ermittlungsrichtern Giovanni Falcone und Paolo Borsellino, über 400 Mafiosi im sogenannten Maxiprozess in Palermo vor Gericht zu stellen. Entscheidend war, dass endlich Kronzeugen aus dem innersten Kreis der Cosa Nostra (“Unsere Sache”), wie sich die sizilianische Mafia selbst nennt, gewonnen werden konnten. Man war endlich in das Herz der Mafia vorgedrungen und konnte die Organisation als Ganzes entlarven. Schluss mit dem Schweigen und dem “Mafia? Kenne ich nicht, gibt es nicht”, das Sizilien jahrzehntelang lähmte.

1992 - das Horrorjahr, in dem bei einem Bombenanschlag Richter Falcone, seine Ehefrau und drei Männer seiner Eskorte und nur wenige Monate später auch Richter Borsellino von der Mafia ermordet werden. Mit diesen Morden hat die Mafia den Bogen deutlich überspannt, die Menschen beginnen sich öffentlich gegen die Mafia zu stellen. Es reicht der Zivilgesellschaft und auch Staat und Polizei erhöhen den Druck. Zum Andenken an die beiden Richter entstand dieses Wandbild am Hafen von Palermo.

2004 - Junge Leute in Palermo wollen eine Kneipe aufmachen und es stellt sich ihnen die Frage, was  passiert, wenn die Mafia auftaucht und Schutzgeld verlangt. Das Ganze endet damit, dass ganz Palermo mit Zetteln zugeklebt wird, auf denen steht "Ein ganzes Volk das Schutzgeld zahlt ist ein Volk ohne Würde". Dies ist der Beginn der heute noch erfolgreichen Anti-Mafia-Kampagne “Addiopizzo”, was so viel heißt wie “Tschüss Schutzgeld”. Geschäfte und Restaurants, die kein Schutzgeld (mehr) zahlen, können der Initiative beitreten und kleben gut sichtbar diesen Aufkleber an ihre Fenster. Es lohnt sich, in Palermo danach Ausschau zu halten oder sich den “Addiopizzo”-Stadtplan herunterzuladen und gezielt diese Läden zu unterstützen.

Wenn Mafiosi verurteilt werden, erhalten sie nicht nur eine Gefängnisstrafe, es wird auch ihr Besitz vom Staat konfisziert. Beschlagnahmte Häuser und Grundstücke können nicht verkauft werden, denn zu groß ist die Gefahr, dass Strohmänner der Mafia diese erwerben. Stattdessen werden diese Güter an gemeinnützige Organisationen oder Genossenschaften übergeben.

Empfänger von Ländereien sind “Libera Terra”, die auf “von der Mafia befreiten Land” landwirtschaftliche Bioprodukte erzeugen sowie “Centopassi”, die Biowein anbauen.


Weinanbau von Centopassi in der Gegend zwischen Monreale und Corleone - dem Alto Belice Corleonese.


Das Sortiment von Libera Terra reicht von Pasta über Eingelegtes bis Olivenöl und Mozzarella.


In Palermo gibt es einen Laden “Bottega di Libera Palermo” und in Deutschland kann man die Produkte und Wein über “Legal und lecker” bestellen.

Warum nicht ein kulinarisches Weihnachtsgeschenk daraus machen?

Urlaub auf Sizilien


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