...und weg war er! Wie in Palermo ein Bild von Caravaggio einfach verschwand

Von Britta Bohn Januar 12, 2024

Wie sagt man so schön, Sachen gibt’s, die gibt´s gar nicht…. So ging es mir, als ich diese Geschichte gehört habe und nur fassungslos den Kopf schütteln konnte. Aber von vorne.

In einer Oktobernacht im Jahre 1969 machen sich in Palermo üble Gestalten auf, einen Caravaggio zu stehlen. Da denkt doch jeder, haha, ihr Schurken, so ein wertvolles Gemälde hängt hinter Panzerglas in einem Museum und da braucht man schon reichlich Grips, um da reinzukommen. Schließlich war Caravaggio einer der bedeutendsten Maler des Barock.
Aber dieses 268 cm x 197 cm große Riesengemälde „Geburt Christi mit den Heiligen Laurentius und Franziskus“, von Caravaggio 1609 gemalt, hing ungesichert in einer winzigen Kirche, dem Oratorio die San Lorenzo in einer kleinen Gasse Palermos. Berührend, wenn große Kunst so unprätentiös und volksnah präsentiert wird, und wie schrecklich, wenn das die Gierigen und Demokratieverächter auf den Plan ruft. Und die hatten leichtes Spiel! Kirchentür aufbrechen, Kunstwerk aus dem Rahmen schneiden und den vermutlich der Mafia zugehörigen Hintermännern übergeben. Man könnte heulen, wenn man sich vorstellt, dass so ein Boss-Widerling sich dieses Prachtstück in seine illegale Protzvilla gehängt hat. Das Gemälde ist bis heute nicht wieder aufgetaucht.

Aber jetzt kommt das Trostpflaster und weshalb sich ein Besuch der kleinen Kirche unbedingt lohnt. Zunächst einmal ist sie ein Schmuckstück für sich! Was der palermitanische Bildhauer Giovanni Serpotta dort an die Wände gezaubert hat, ist viel mehr als ein paar barocke Engel mit verzückten, himmelwärts gerichteten Gesichtern. Und dann fällt der Blick auf den Altarraum und man betrachtet bewegt das dort hängende Gemälde, ein Spiel aus Licht und Schatten - der Caravaggio ist zum Leben erwacht. Dank eines Sponsorings des TV-Senders Sky wurde das Gemälde in einem unglaublich aufwändigen Verfahren reproduziert. Und die klaffende Wunde über dem Altar wurde zumindest provisorisch versorgt, bis hoffentlich eines Tages das Original wieder auftaucht. Obwohl man es dann hinter Panzerglas und Alarmsystemen in Sicherheit bringen sollte, genauso wie die Drahtzieher dieses Verbrechens.

In einer kleinen Gasse in der Altstadt von Palermo befindet sich die äußerlich unscheinbare Kirche “Oratorio di San Lorenzo”

Wunderschön barock gestaltete Wände…

...und Decke

Die Darstellung der “Constantia”, die Tugend der Standhaftigkeit. Besonders wichtig in einer Stadt wie Palermo, die sich mittlerweile erfolgreich gegen die Machenschaften der Mafia wehrt.